Geschichte

Der Fliegerhorst Delmenhorst-Adelheide


 


Bis 1945:



Im Rahmen der allgemeinen Aufrüstung richtete die NSDAP bereits 1934 südlich der Stadt Delmenhorst auf einem militärischen Übungsgelände ein Flugfeld ein. Hier führte die Partei-Organisation NS-Fliegerkorps die Schulung von Piloten auf Segelflugzeugen durch. Schon im April des Folgejahres begannen die Bauarbeiten zur Errichtung eines Fliegerhorstes. Es entstanden die üblichen Bauten, aufgeteilt in Administrations-, Flugbetriebs- und Unterkunftsbereich. Neun Flugzeughallen und eine Werfthalle stellten die größten Bauwerke des Flugplatzes dar. Zahlreiche Unterkunftsblocks sind errichtet worden. Sie waren in Komplexe aufgeteilt, die mit Städtenamen oder Namen von Kampfpiloten des I. Weltkrieges versehen waren. Den gesamten Aufbau der Kaserne und des angrenzenden Flugplatzes wurde von der SS und Gestapo überwacht. Alle beteiligten Arbeiter durften höchstens 7 Werktage an ein und der selben Stelle arbeiten bevor man Sie an anderer Stelle einsetzte. Die Liegenschaft erhielt später den Namen "Boelcke-Kaserne". Der Flugplatz bekam die L und E Kennung, also Leithorst und Einsatzhorst. Die Startbahn war nicht befestigt, jedoch mit Curtissteinen unterlegt. Der Flugbetrieb wurde auf Grasnarbe mit Dränage durchgeführt. "Bootshaus" lautete der Deckname des Platzes im Krieg. Direkt südwestlich an das Flugfeld angrenzend, befand sich der Standortübungsplatz "Große Höhe". Auf ihm wurde ein Munitionsdepot eingerichtet. Zur Täuschung feindlicher Luftaufklärung ist rund sechs Kilometer westlich bei Uhlhorn ein Scheinflugplatz angelegt worden.

Der Fliegerhorst Adelheide wurde Heimat einer Gruppe des Kampfgeschwaders "Boelcke", dessen Geschwaderstab auf dem Fliegerhorst Langenhagen lag. Als erster Verband wurde in Delmenhorst am 2. April 1936 die I. Gruppe des Kampfgeschwaders 154 mit Junkers Ju 52-Behelfsbombern aufgestellt. Genau 1 Jahr später sind die Delmenhorster Flieger als III. Gruppe dem Kampfgeschwader 157 unterstellt worden. Es folgte die Umrüstung auf Bomber vom Typ Heinkel He 111. Am 1. Mai 1939 wechselte die Geschwader-Ziffer erneut, bis zum Kriegsende blieb es dann bei III./KG 27 "Boelcke". Mit Beginn des II. Weltkrieges verließ die Gruppe Delmenhorst um an den verschiedensten Kriegsschauplätzen eingesetzt zu werden. Die Truppe kehrte nicht mehr nach Adelheide zurück.



In der folgenden Zeit waren, wie auf fast allen Militärflugplätzen üblich, im ständigen Wechsel verschiedene Bomber und Jäger-Gruppen auf dem Fliegerhorst stationiert. Allerdings zeigten sich nun die Schwächen der Anlage. Durch die Lage in einem Feuchtgebiet kam es recht häufig zu Nebelbildung. Außerdem war der Boden des Flugfeldes zu weich und bot zu wenig Tragfähigkeit für schwere Flugzeuge, obwohl das Rollfeld mit "Curtis" Steinen unterlegt war. Teilweise sind deswegen Bomber leer nach Bremen - Neuenlander Feld geflogen, um dort aufmunitioniert zu werden. Der Platz Adelheide war jedoch Nachtlandetauglich. Im Bereich Delmenhorst - Annen standen beleuchtete Einflugbarken. Das gesamte Rollfeld konnte bei Bedarf mit rot und weißen Lauflampen beleuchtet werden, die bereits damals schon durch Photozellen gesteuert wurden.

Ab Frühjahr 1941 wurden kaum noch Einsätze von Kampfgeschwadern ab Delmenhorst geflogen. Statt dessen sind vermehrt Jagdverbände stationiert worden, die zur Abwehr der immer massiver einfliegenden alliierten Bomberflotten starteten. Zum Schutz der Jagdflugzeuge errichtete man im Wald auf dem Standortübungsplatz bis zu 43 Splitterschutzboxen.



Diverse militärische Dienststellen der Luftwaffe, die nicht unmittelbar mit der Fliegerei zu tun hatten, waren in der Liegenschaft beheimatet. Das "Kommando Flughafenbereich Delmenhorst" war für die Betreuung fast aller Luftwaffen-Einheiten im Bereich von Südoldenburg bis zur Nordseeküste zuständig. In Hollen, etwa 8 km nördlich des Flugplatzes gelegen, ist vermutlich in diesem Zusammenhang eine Funkstation errichtet worden. Zeitweilig war eine Gerätestelle des Technischen Dienstes auf dem Flugplatz stationiert. Eine von wenigen Justieranlagen für Kompasse, oder sogar ein Bordwaffenjustierstand, die in der Luftwaffe existierten, befand sich ebenfalls in Adelheide. Außerdem gab es eine Grundausbildungskompanie der Luftnachrichtentruppe.



Nachdem sich ab 1941 die Flugbewegungen reduzierten, begann eine zweite Funktion für die Anlage. Die in der Umgebung vorhandene Luftfahrtindustrie nutzte den Standort zunehmend für ihre Zwecke. Die Bremer Firma Weserflug besaß in Lemwerder einen Werksflugplatz, auf dem Sturzkampfbomber Junkers Ju 87 montiert wurden. Die fabrikneuen Maschinen steuerten beim Einfliegen Adelheide an, um hier endausgerüstet und abgefertigt zu werden.



Der ebenfalls in Bremen ansässige Konzern Focke - Wulf verlegte im Juni 1941 seinen Musterbau auf den Fliegerhorst, um ihn der wachsenden Gefährdung des Hauptwerkes durch Bombardierungen zu entziehen. Der neue Betriebsstandort erhielt die offizielle Bezeichnung "Focke-Wulf-Außenwerk 8 - Musterbau", später dann die Bezeichnung " Focke - Wulf Musterbau 4". Zeitweilig ist im Werk rund um die Uhr an allen Wochentagen gearbeitet worden. In Spitzenzeiten sind hier fast 2.000 Arbeitskräfte beschäftigt gewesen. Mindestens 1/2 davon waren Fremd- oder Zwangsarbeiter, die in Baracken in der Nähe des Fliegerhorstes einquartiert wurden. Die zahlreichste Gruppe stellen dabei Russen, dazu kamen weitere aus den Niederlanden, Frankreich und Italien. Das deutsche Personal bestand zum Großteil aus dienstverpflichten Fachkräften aus dem gesamten Reichsgebiet. Sie wohnten im so genannten Werkhof, einem abgesperrten Teil des Kasernengeländes.


Als Besonderheit muss erwähnt werden, das ab Juni 1942 der gesamte Komplex der Boelcke - Kaserne auf Befehl der Luftwaffenführung unter "Geheime Kommandosache" gestellt wurde. Somit mussten alle auf dem Platz beheimateten Jagdverbände auf die "Große Höhe " verlegen. Sämtliches fliegendes und Bodenpersonal wurde auf dem o.g. Platz in Nissenhütten bzw. Zelten untergebracht. Zum Auftanken der Jagdverbände wurde eine unterirdische  Tankanlage im Süden des Flugplatzes erstellt.



Der Musterbau übernahm die große Werfthalle, 6 Hangars und zwei benachbarte Gebäude für seine Zwecke. Das Gelände war separat umzäunt und vom Werkschutz bewacht. Gefertigt wurden Prototypen und Experimentalobjekte. Darunter waren  Flugzeugentwicklungen, wie die Fw 190 G , die Fw 190-D9/D11 und zum Teil die Fw 191 . Weiterhin wurde mit den Projekten FA (Focke-Achelis) 269 Luft 46 und Projekt 1003-1 experimentiert. Im Auftrag der Messerschmidt Werke wurde die Me 163 D bzw. später Me 263 oder Ju 248 in Adelheide entwickelt, gebaut und erprobt. Aber auch Entwicklungen von Flugzeugbewaffnungen sind angefertigt worden, z.B. Torpedos unter Jagdflugzeugen und Flakgeschütze unter der Junkers Ju 88. Auch verlegte der Prof. Ing. Kurt Tank seine Industiewerksschutzstaffel mit Fw 190 und FW 187  aller Muster nach Adelheide. Abseits der Liegenschaft wurde für den Musterbau ein Tanklager für Wasserstoffperoxid angelegt.

Die dritte industrielle Verwendung des Flugplatzes stellte die Nutzung durch den Hersteller Focke-Achgelis aus dem rund 7 km nördlich gelegenen Hoykenkamp dar. Dort wurde in geringer Stückzahl der Hubschrauber Fa 223 "Drache" produziert. Ebenso die Modelle Fw 330 (Bachstelze) und Fw 61. In Delmenhorst-Adelheide sind die Maschinen erprobt und eingeflogen worden.



Es gab während des Krieges nur wenige Luftangriffe auf die Liegenschaft. Die Schäden waren meist gering und schnell wieder behoben. Ab Juni 1944 verlegten zahlreiche Jagdgeschwader nach Adelheide. Diese dienten dann in der Reichsverteiligung. Auch wurden große Teile der Ardennenoffensive mit Jagdflugzeugen von Adelheide aus geflogen. Als am 18. April 1945 die Alliierten sich Delmenhorst näherten, wurde der Fliegerhorst zur Sprengung vorbereitet. Die Wehrmacht führte die Zerstörung allerdings nicht mehr durch. In der Nacht vom 18. auf den 19.April  wurden zahlreiche Materialien und Einrichtungen von der Delmenhorster Bevölkerung aus der Kaserne abtransportiert.

Ab 16. April 1945 lag der Fliegerhorst in Reichweite britischer Artillerie. Am Morgen des 19.04.45 besetzte das Derbyshire Yeomanry Erkundungsregiment der schottische 51. Highland-Division in Begleitung der Royal Ulster Riffle den Platz und beendete den II. Weltkrieg für die Gegend.



Ab 1945:



Nach der Besetzung des Fliegerhorstes durch die Briten richteten diese die Anlage als ein Sammelpunkt für Displaced Persons ein. Rund 30.000 ausländische Arbeitskräfte aus dem gesamten Weser-Ems-Gebiet sind hier zusammen gezogen worden. Bereits im August 1945 waren alle DP's wieder abgezogen. Zeitgleich begann die Demontage der Einrichtungen und die Sprengung der militärischen Anlagen. Die Flugzeughallen wurden niedergerissen, verschiedene Anlagen gesprengt. Die Unterkunftsgebäude blieben jedoch unversehrt. Kurzzeitig kamen deutsche Flüchtlingen in der Kaserne unter, sie wurden aber ausquartiert, da die Liegenschaft als Internierungslager für Nazi-Funktionäre dienen sollte. Diese Aufgabe endete am 31. August 1948.



Anschließend konnte dort, auf Veranlassung der Militärregierung, das ,,Christliche Jugenddorf Adelheide" eingerichtet werden. Aufgabe war die Betreuung heimatlos und elternlos gewordener Kinder und Jugendlicher. Die Einrichtung wurde von der evangelischen und der katholischen Kirche betrieben. Es ist ein Pachtvertrag für die Kasernenbauten bis 1965 abgeschlossen worden.

Im Jahre 1951 baute das britische Militär auf dem Grund des abgerissenen westlichen Flugbetriebsbereiches die St.-Barbara-Barracks als Quartier für Artillerie-Einheiten. Es bestand vollständig aus Holzbaracken.



Nach Aufstellung der Bundeswehr fiel deren Aufmerksamkeit auf den ehemaligen Fliegerhorst. Es bestand großes Interesse, die Einrichtung deutlich vor 1965 zu übernehmen. So wurde das Jugenddorf in verschiedene außenliegende Einrichtungen umgesiedelt.

Bereits im Oktober 1956 ist die erste Einheit der Bundeswehr in die Boelcke-Kaserne eingezogen, die mittlere Instandsetzungskompanie 510. Sie wuchs später zum InstBtl 11 auf. 1959 wurde von Dedelstorf kommend, das PzGrenBtl 312 nach Adelheide verlegt. Nachdem die Briten ihre Einheiten aus den St.-Barabara-Bks 1963 abgezogen hatten, ist dieser Bereich mit der Boelcke-Kaserne zusammengefasst worden. Die Bundeswehr errichtete dort neue Kasernenblocks in denen Artillerieverbände des ArtRgt 11 einzogen. Dieser Teil erhielt den Namen "Barbara-Kaserne", abgeleitet von "St.Barbara Barracks. Allerdings wurde dieser Name nie offiziell ausgegeben oder anerkannt.


Die Kaserne wurde bei einem feierlichen Appell am 29.Mai 1970 in Fw-Lilienthal-Kaserne umbenannt. An diesem Appell war auch die Mutter von Fw Lilienthal zugegen. Die feierliche Umbenennung wurde durch den Divisionskommandeur GenMaj Werner Ebeling vollzogen. An diesem Appell nahm der letzte aktive Ritterkreuzträger Fw (Name unbekannt) der Division teil.

Vor dem Abschreiten der Front salutierte GenMaj Ebeling dem Soldaten in der angetretenen Formation.


Anfangs trennte ein Zaun die Bereiche, später fiel die Trennung weg. Für die im Laufe der Jahre immer zahlreicheren stationierten Verbände entstanden diverse neue Einrichtungen, wie Hallen und Abstellplätze. Sie wurden auf dem Grund des ehemalige Flugbetriebsbereichs des Fliegerhorstes errichtet. Bis zum Ende des Kalten Krieges befand sich in Delmenhorst-Adelheide die größte Kaserne der 11. PzGrenDiv. Heute ist die Kaserne Heimat der Logistik Brigade 1 , und ist ein wichtiger Standort der Bundeswehr.



In den Außenbereichen ergaben sich natürlich ebenfalls diverse Veränderungen. Das frühere Flugfeld wurde dem Standortübungsplatz einverleibt. Von 1962 bis 1973 betrieb die Bundesluftwaffe auf der Rollbahn eine Feldstellung für Nike-Flugabwehrraketen. Die Funkstation Hollen diente einige Zeit als Produktionsstätte, heute sitzt das "Regionale Umweltbildungszentrum Hollen" darin.



Zustand:

In der Feldwebel-Lilienthal-Kaserne sind bis heute zahlreiche historische Gebäude erhalten. Das Gelände südlich der Kaserne ist klar als ehemaliges Flugfeld zu erkennen. Im Bereich des Munitionsdepots sind dagegen nur noch sehr wenige Überreste erkennbar. Die Überbleibsel der Splitterschutzzellen sind noch recht deutlich erkennbar.



Zugang:



Die Kaserne darf als Militärischer Sicherheitsbereich selbstverständlich nicht unbefugt betreten werden. Das Gelände des StOÜbPl ist außerhalb der Übungszeiten frei begehbar.


 

Dieser Text unterliegt einem Copyright


Grossflugtag in Adelheide


Der gesamte nachfolgende Text wurde Wort für Wort aus dem altdeutschen übersetzt und aus der u.a. Quelle übernommen.


1. Beilage zu Nr.64 der " Oldenburgischen Staatszeitung " vom Montag, dem 7.März 1938


Großflugtag in Adelheide


250000 Menschen demonstrieren mit den gewaltigen Wehrflugleistungen den neuen Lebenswillen unseres Volkes


Enge Kameradschaft zwischen Bewegung und Wehrmacht schuf das Volksfest der niedersächsischen Heimat



Ein Volk bei seiner Wehr


 


In den Märztagen 1935 brausten zum ersten Male deutsche Geschwader über das Reich hinweg und gaben der Welt Kunde:


Auch die deutsche Luftwaffe ist wieder auferstanden !


Ungeheueres wurde geschaffen. Fieberhaft arbeiteten die Rüstungsbetriebe. In den Flugzeughallen und auf den Rollfeldern wurde es lebendig. Wo vorher weites, flaches Feld war, da wuchsen ungezählte Kasernen aus dem Boden. Und nach zwei Jahren angestrengter Arbeit war das Wunder vollbracht:


Eine schlagkräftige , mit modernsten Maschinen ausgerüstete Luftwaffe war entstanden.


Aber diese ganze ungeheuere Arbeit vollzog sich nicht vor der Öffentlichkeit. In der Stille wuchs etwas heran, das wir nun heute bewundern können. Wir denken dabei an jenen großen Reichsparteitag in Nürnberg 1936, auf dem zum ersten Male die Luftwaffe groß in Erscheinung trat. Wir denken dabei auch an die militärischen Handlungen beim Erntedankfest in der großen Ebene vor dem Büdeberg. Das alles hat der Öffentlichkeit gezeigt, was für eine gewaltige Leistung vollbracht wurde - Eine Leistung auf die wir alle Stolz sein können.


So war es kein Wunder, dass auch der seit Wochen und Monaten mit allen technischen und propagandistischen Mitteln bis ins kleinste vorbereitete Großflugtag in Adelheide, bei Delmenhorst zu einem großartigen Erfolg wurde.


War schon der Einsatz der III. Gruppe Kampfgeschwader "Boelcke" Nr. 157, die sich unter dem Motto "Volksgemeinschaft" in den Dienst des Winterhilfswerk stellte, Gewähr genug dafür, dass Hervorragendes geleistet wurde, so konnte doch niemand ahnen, das der tag solche Massen zum Fliegerhorst locken würde.


Zweihundertfünfzigtausend Menschen kamen aus allen Teilen des Gaues zusammen, um diesen Tag der glanzvollen fliegerischen Vorführungen mitzuerleben. Schon in den frühen Morgenstunden begann der Anmarsch, Fußmärsche bis zu 20 Kilometer wurden zurückgelegt.


Ganze SA, SS, und NSKK Stürme, geschlossene Gefolgschaften der Hitlerjugend und Fußgänger jeden Alters und Geschlechts marschierten in kaum abreißendem Strom auf den Fliegerhorst zu. Mit vorgerückter Morgenstunde sah man nicht nur tausend - Zehntausende waren auf den Beinen, Radfahrer, Fußgänger und Fahrzeuge aller Art füllten und verstopften schließlich die Straßen. Nicht weniger als 25 Sonderzüge rollten durch den Gau Weser-Ems zum Flugplatz. Eine endlose Kette von Autos schob sich auf allen Zufahrtstraßen heran.


In vorbildlichem Einsatz bemühten sich die Männer des NSKK, zusammen mit den Kameraden von der Polizei, den Strom in die richtigen Kanäle zu leiten.


Ausgezeichnet klappte die Abfertigung der "KdF" - Sonderzüge. kaum rollte ein Zug in den Bahnhof Delmenhorst ein, so standen schon Autobusse bereit, um die anströmenden Massen in unermüdlichem Pendelverkehr zum Flughafen zu bringen. Gegen elf Uhr ebbte die Völkerwanderung langsam ab. Sämtliche Straßengräben dienten als Abstellplätze für Fahrräder, von denen mehr als 10000 gezählt wurden. Die Parkplätze für die vielen Tausend der Kraftfahrzeuge reichten nicht aus, so dass beispielsweíse die Straße bis nach Wildeshausen benutzt werden musste.


Auf sämtlichen Feldwegen, freien Ackerflächen und Wiesenflächen sah man Fahrzeuge stehen. Dann aber der Flugplatz selbst. Eine mehrere Kilometer lange breite Zuschauermenge umgab hufeisenförmig das gewaltige Rollfeld. Dicht an dicht standen die Menschen - eine unübersehbar, schwarze Menge.


Mit militärischer Pünktlichkeit begannen die Vorführungen. In die konzentrierten Kapellen drang das erste laute Motorengebrumm. Ordonanzen sausten auf Kradrädern hin und her, und durch die vorzüglich aufgebauten Lautsprecher wurde das Publikum über jede Einzelheit genau unterrichtet. Auch wer die vielen ausgezeichneten Einrichtungen des Fliegerhorstes besichtigte, fand bei den überall bereitstehenden Mannschaften der Luftwaffe bereitwillig Auskunft. Besonders erwähnenswert ist an dieser Stelle das kameradschaftliche Entgegenkommen sowohl der Offiziere als auch der Männer der Luftwaffe. Ebenso war auch das Verhalten der SS Absperrmannschaften überaus korrekt. So konnte sich trotz der ungeheueren Besucherzahl jeder frei und ungezwungen bewegen. Man bestaunte die Einrichtungen, fragte , ließ sich erklären, fragte wieder - und unermüdlich wurde Auskunft gegeben. Währendessen belebte sich das Rollfeld. Aus den großen Hallen 1,2,3 und 4, in der jeweils eine Verpflegungsstätte eingerichtet war, und aus den Kasinos strömten Menschen herbei, um in gespannter Aufmerksamkeit den Vorführungen zu folgen.


Das Programm, das sich nun abwickelte, war - kurz gesagt - hervorragend !


Wenn man den Besuchern des Großflugtages ein " Klein Nürnberg " versprochen hatte, so rechtfertigte der Verlauf der Vorführungen diese Bezeichnung in jeder Weise. Was unsere junge deutsche Luftwaffe hier zeigte, war eine prachtvolle fliegerische Leistung, die ein uneingeschränktes Gesamtlob verdient.


Mehr als hundert Maschinen waren zusammengezogen worden. Schlag auf Schlag folgten die Darbietungen:


Typenfliegen, Segelflugschlepp, die an das phantastische grenzenden Kunstflugvorführungen Achgelis, Exerzierübungen von Jagd und Sturzkampfverbänden - ein ganzer Luftkrieg entwickelte sich schließlich ! In atemraubender Spannung verfolgten die Massen die Hoch und Tiefangriffe, das in Stellung gehen der Oldenburger Flak - über die Köpfe hinweg brausten in ohrenbetäubendem Lärm die großen Bomber, während die Messerschmidt - Maschinen wie aus dem Boden geschnellte Pfeile mit unheimlicher Geschwindigkeit durch die Luft schossen. Das Gebell der Maschinengewehre und das dumpfe kurze ballern der Flak - die sich in der Luft in tollen Figuren tummelnden Maschinen - das brennende Zieldorf schließlich - es war ein Eindruck von unvergesslicher Kraft.


Begeistert folgten die Zweihundertfünfzigtausend unter denen sich auch Gauleiter Carl Röver, der Kommandeur Oberstleutnant Dr. Sommer und der Gaubeauftragte des WHW, Gauamtsleiter Denter befanden, diesem Furioso der Lüfte, das jeden packte und das in seiner meisterhaften Beherrschung fliegerischer Kunst in jedem Herzen den Stolz weckte, den Stolz auf die Leistungen unserer deutschen Luftwaffe.


Der " Kampf in den Lüften " beginnt


Auf dem Kommandoturm haben sich neben den Regisseuren der Veranstaltung der Kommandeur der III. Kampfgeschwader "Boelcke" Nr. 157, Oberstleutnant Dr. Sommer und der Gaubeauftragte für das Winterhilfswerk, Gauamtsleiter Denter, und viele höhere Offiziere aller Waffengattungen eingefunden, unter ihnen Generalmajor von Schaurath und ein schneidiger und eleganter italienischer Fliegeroffizier in seiner schmucken Uniform. Zu ihnen allen gesellt sich am Nachmittag, freudig begrüßt, unser wiedergenesener unverwüstlicher Gauleiter Carl Röver.


Das weite Rollfeld ist umsäumt von rund 100 blitzenden Maschinen aller Truppen und dann werden -  erklärt von der äußerst humorvollen Ansage zweier Fliegerleutnants - die einzelnen Flugzeugtypen der Reihe nach im Fluge vorgeführt. Da ist der neueste deutsche Bomber " Heinkel 111 ", das Jagdflugzeug " Arado GS ", der lärmende Sturzbomber " Henschel 123 ". Dann startet die " Messerschmidt 109 ", das schnellste deutsche Flugzeug, das bis zu einer Stundengeschwindigkeit von 600 Kilometer gelangt. Von links naht die " JU 86 ", das Bombenflugzeug mit Dieselmotoren und die bekannte dreimotorige            "  JU 52 ".


Indessen hat sich ein "Bubi" mit kurzen Hosen und Tornister gemeldet, der nur mal in einem Flugzeug sitzen möchte, was ihm nach kurzem Zögern gewährt wird. Er wird zu einer Focke - Wulf "Stößer" geführt, in die er hineinklettert. Aber der braust zum Entsetzten der Ansager auf dem Kommandoturm mit einem so genannten "Verrücktenstart" ab und fegt in lustigen Kapriolen über das Feld. Die Zuschauer haben es dann allerdings sehr schnell heraus, das es sich bei dem vorwitzigen " Bubi" um einen ganz gewieften Könner handelt. das Stimmungsbarometer steigt erheblich und steigert sich noch mehr bei der nun folgenden Vorführung des ferngesteuerten Flugzeuges, eines Wunders deutscher Flugbaukunst. Das Flugzeug, dass bei dieser Veranstaltung zum ersten male startet, erregte die uneingeschränkte Bewunderung der Massen, als es auf alle vom Kommandoturm mit dem Fernleitapparat gegebenen Befehle sofort reagiert und alle gewünschten Figuren flog. Leider stellte es sich bei der Landung nachher heraus, dass sich ein Mann in das Flugzeug hineingeschlichen hatte und die Kommandos von einem Funkgerät an das Flugzeug gegeben waren, die dieser Mann nur auszuführen brauchte. Diese Überraschung rief herzliches Gelächter hervor. Vielleicht klappt es in 10 Jahren besser !


Dann erfolgte der Segelflugschlepp, der von der Luftwaffe stark gefördert wird, um auch allen Bodenmannschaften Gelegenheit zu geben, sich einmal in höhere Regionen zu bewegen. In einer mit Fähnchen gekennzeichneten Trosse wurden die Segler vom Schleppflugzeug hochgezogen und klinkten sich dann, wen sie genügend hoch sind, aus. Unter anderem wurde hier ein voll segelflugtaugliches Adolf - Hirth - Segelflugzeug vorgeführt. Langsam und majestätisch schwebend gleiten sie dann wieder zum Boden nieder. Als Höhepunkt der vormittaglichen Veranstaltung folgen dann die Kunstflugvorführungen.


Was hier gezeigt wird, ist höchstes fliegerisches Können. Als erster ist der Unteroffizier Jakob vom Fliegerhorst in Oldenburg mit einer Focke - Wulf "Stößer" in der Luft. Ihm folgt Leutnant Ring - Oldenburg auf einem " Stieglitz ", einem Doppeldecker. Die beiden zeigen in schneller Reihenfolge  Rollen, Loopings, Turns und die schwierigen Rollen rechts und links. Aus der Fülle der geflogenen Kunstflugvorführungen heben sich noch der sehr schwierige " Rollkreis " und das " Männchen " heraus. War bei diesen ausgezeichneten Leistungen die Bewunderung schon groß und ehrlich, so steigerte sie sich bei den jetzt folgenden Darbietungen unseres deutschen Kunstflugmeisters ins Angemessene:


Gerd Achgelis flog !


Mit seiner Focke - Wulf " Stößer " geht er gleich vom Start weg fast senkrecht in die Luft und schießt dann in eine Kehre. Mit einer halben Rolle ist er im Rückenflug und braust in niedriger Höhe über das Rollfeld dahin. Dann zieht er eine Turn senkrecht vom Boden hoch und kommt in sauberster Ausführung in Trudel wieder herunter. Den Zuschauer bleibt der Atem weg, als er in ganz geringer Höhe im " Messerflug ", das heißt in ganz senkrechter Seitenlage mit vertikalgestellten Flügeln an ihnen vorbeirauscht. Wieder einige Wendungen, dann gibt er einen Looping und eine Pirouette drein, elegant und leicht fällt die Maschine in eine neue Wendung - wunderbar !. Und dann zeigt Achgelis ein Fliegen, dass Kälte über den Rücken jagte. Er steuert eine Rolle und  drückt die Maschine in die Tiefe. Das ist ein eleganter Beginn. Dann aber geht´s los. Im Rückenflug braust er ein paar Meter über den Köpfen der Zuschauer dahin, mit beiden Händen - im Rückenflug ! - nach unten winkend !. Ohne die Hände zu gebrauchen, fliegt er sogar einen Rückenturn !. Das macht ihm so leicht kein zweiter Sterblicher nach. Wen wundert es nach dieser phantastischen Leistung wohl noch, wenn unser Landsmann auf einem Rade seines Fahrwerkes landet in halbschräger Fahrt !.


Ansturm auf die Feldküchen


Das große Staunen hatte Hunger gemacht. Die Hallen 1,2,3, und 4 waren vollständig ausgeräumt und als Speiseraum eingerichtet worden. Als nach Achgelis mit Riesenbeifall bedachten Vorführung die Mittagspause verkündet wird, setzt sich ein ungeheurer Menschenstrom auf die Halle und das dahinter liegende Wirtschaftsgebäude ein, während drei Musikkapellen mit flotten Weisen die Zeit vertreiben.


20000 bis 30000 Liter Essen stehen als schmackhaftes Eintopfessen in Form einer kräftigen Erbsensuppe bereit, um die hungrigen Gemüter zu sättigen. Was noch nicht an die Feldküchen gelangen kann oder bereits gegessen hat, kann in der Pause die Unterkünfte und Anlagen besichtigen und dabei feststellen, dass der Fliegerhorst Adelheide nicht umsonst in dem Ruf steht, einer der schönsten und vorbildlichsten seiner Art in ganz Deutschland zu sein. Bald ist die Mittagspause herum und dann, als alles wieder im Feld versammelt ist, spricht, zur großen Freude der Massen unser wiedergenesener Gauleiter.


Er tritt an das Mikrophon auf dem Kommandoturm, von wo sein Blick frei über die Menschenmassen dort unten schweifen kann, an die Carl Röver sich jetzt wendet:


"Als Sie, Herr Oberstleutnant.....so beginnt der Gauleiter, im Oktober des vorigen Jahres meldeten, dass sie Fliegermänner von Delmenhorst für das Winterhilfswerk des deutschen Volkes noch vor Beginn des Frühjahres eine großen Flugtag steigen lassen wollten, haben wir Männer Hitlers uns dazu gefreut. Ich kann an dieser Stelle meinem PG Denter von der NSA meine Dank  aussprechen, dass er der Bitte der Flieger gefolgt ist. Nun sind wir mitten im Erleben auf dem Flugplatz und da spreche ich euch, ihr Männer von der Luftwaffe, und Ihnen, Herr Oberstleutnant, meine besten Glückwünsche für das Gelingen aus. Dieser Volksflugtag ist nicht nur ein ungeheurer Erfolg der Organisation, sondern noch mehr der wunderbaren Kameradschaft zwischen den Soldaten und den Männern der Bewegung. Sie alle haben Ihren Teil zum Gelingen beigetragen, neben den Soldaten die Männer der SA, der SS, des NSKK und noch viele andere. Wir Nationalsozialisten haben die Flieger von Delmenhorst für diesen Tag in unser Herz geschlossen !" so fährt Gauleiter Röver fort und erklärt dann: " Dieser Flugtag ist eine große Demonstration für den Lebenswillen unseres Volkes. Noch nie in der Geschichte gab es eine derartige Harmonie, eine solch gewaltige Anteilnahme der Volksgenossen aus unserer niederdeutschen Heimat. Das ist der Beweis für den guten Geist, den Adolf Hitler in das deutsche Volk hat einziehen lassen, hier sind Menschen aller Stände mit den Offizieren und Soldaten eins."


Der Gauleiter hob dann hervor, dass diese Schau der Luftwaffe den Willen des Führers dokumentiere, alles einzusetzen, um Deutschland zu schützen und den Frieden zu garantieren. Die letzten fünf Jahre seine  der Beweis dafür, das dieser Frieden nur möglich sei, wenn das Volk bereit ist. Zum Schluss seiner Ansprache ermahnte Carl Röver, an diesem Tage das glückliche Gefühl mitzunehmen, in großen Stunden auf dem Flugplatz Delmenhorst dabei gewesen zu sein und in tiefster Dankbarkeit des Mannes zu gedenken, dessen Tatkraft und unbändiger Wille diesen Tag schenkte. Der Gauleiter wies abschließend noch darauf hin, dass es ihn mit ganz besonderem Stolz erfülle, nach seinem Unfall auf der Reichsautobahn vor diesem Forum zum ersten Male wieder sprechen zu dürfen. Mit den Worten: "So sollt ihr es erleben, dass der alte Haudegen Carl Röver seinen Dienst wieder antritt mit der Parole: Der Kampf geht weiter ! " schloss der Gauleiter seine mit riesigem Beifall bedachte Ansprache.


Die Exerzierübungen beginnen !


Indessen sind am Rande des Flugplatzes eine Reihe der vielen dort aufgestellten Maschinen angeworfen worden, ihre Propeller drehen sich bereits langsam. Die Piloten sind in ihre Maschinen geklettert und werden festgeschnallt. Sie schieben ihre Brillen über die Augen und dann gibt der Führer der Jagdstaffel das Zeichen zum Start. Neun "Arados", die Hälfte aus dem Fliegerhorst Bernburg, erheben sich in geschlossener Formation im Staffelteil in die Luft, der Führerteil voraus, die beiden anderen halblinks und halbrechts folgend. Motorengeräusche von etlichen tausend Pferdestärken dröhnt auf und vereinigt sich zu wild schwingendem Brummen, das sich zu heulendem Wüten steigert, wenn die Staffel im Tiefflug über die Menschen dahinbraust und ihre verschiedenen Verbandsarten, Flugformen und Formwechsel mit verblüffender Präzision durchführt. Was nun folgt, gehört zu den eindruckvollsten Erlebnissen dieses Tages. Die aus Jever gekommenen Messerschmidt ME 109, die Weltrekordflugzeuge mit ihrer phantastischen Geschwindigkeit, deren Grenze über 600 Stundenkilometer liegt, starten, nein streben in den Himmel. Mit ihrem eingezogenen Fahrwerk und den verhältnismäßig kleinen Tragflächen ohne jede äußere Verspannung brausten sie im Tiefflug wie unheimliche Torpedos über das weite Feld und sind im nächsten Augenblick bereits außer Sicht. Auch sie führen verschiedene Exerzierübungen vor und erfüllen zusammen mit den " Arados ", die in der Luft einen sauberen Kreis fliegen, mit ihrem unheimlichen Getöse.


Als nächstes führen die aus Lübeck - Blankensee gekommenen " Henschel 123 ", besonders kräftig gebaute Sturzbomber, ihre Übungen vor und paradieren mit einer brillant einexerzierten schnurgeraden Reihe. Dann brausen die neun  Flugzeuge mit starr und gewaltige gespreiteten Flügeln in einer wie mit Ketten gebundenen dreieckigen Flugordnung in geringer Höhe über den Platz, die Luft mit dem tiefen Dröhnen ihrer Motoren erfüllend, so das man fast den heißen Atem der Motoren zu fühlen vermeint. Das alles wirkt so einfach, so selbstverständlich und sicher, hier bei den nun folgenden Vorführungen einer Kampfstaffel der III. Gruppe des Kampfgeschwaders " Boelcke " Nr. 157 aus Delmenhorst, dass es die hunderttausend packt und ergreift. Mit wildem zischendem Pfeifen jagen die Messerschmidt - Maschinen zwischen ihnen herum und dann nimmt alles das Gas weg und setzt zur Landung an. Langsam schweben die Maschinen aus, die Räder berühren Grund, die Fahrt mindert sich und die Flugzeuge rollen bis zum endlichen Stillstand. Als das Rollfeld frei ist, erschallen vom Kommandoturm kurze knappe Kommandos und dann folgt ein neues packendes Schauspiel.


Die Oldenburger Flak marschiert auf !


Mit drei Batterien schwerer 8,8 Zentimeter und leichter 3,7 Zentimeter Geschütze jagen sie auf das Feld. Im Augenblick sind die Geschütze abgeprotzt und richten ihre drohenden Schlünde fast senkrecht in den Himmel. Die Wagen selbst fahren sogleich wieder in die Deckung zurück, die Mannschaften nehmen vorläufig Fliegerdeckung.


Ein Fliegerangriff ist gemeldet !


Da löst sich schon, aus Richtung Bremen kommend, die " feindliche " Arado - Staffel der Bernburger Flieger aus dem tiefverhängten Wolkenschleier. Auch auf dem Flugplatz heulen Motoren auf, die Jäger und das Kampfgeschwader " Boelcke " jagen zur Abwehr der feindlichen Flugzeuge in die Luft. Zuletzt die " Messerschmidts ", sie dürfen sich erlauben, erst im letzten Augenblick zu starten infolge ihrer riesigen Schnelligkeit. Die Flakgeschütze treten in Tätigkeit und der vielfache Knall ihrer Abschüsse vereint sich zu einem alles übertönenden ungeheuren Lärm mit dem hochgepeitschten, in raschen Zittern schwingenden metallisch Singen der Motoren. Die vielen Tausende der Zuschauer werden angesteckt. Es erfasst sie ein Gefühl des Zerreißens, des Zerspringens einer nicht länger zu beherrschenden Kraft. Die Spannung wechselt zwischen Beklemmung, Zuversicht und Jauchzen. Wie Mücken umschwärmen die pfeilschnellen " Jäger " die feindlichen Staffeln, zu denen sich jetzt noch die Sturzkampfgruppe Lübeck - Blankensee mit ihren " Henschel 123 " gesellt, der Geschwindigkeitsrausch hat das atemlose Volk in der weiten Runde erfasst. Bald ist das Zieldorf nur noch ein Trümmerhaufen, lediglich der Kirchturm bleibt stehen. Ein Luftabwehrzug der Maschinengewehrkompanie des Infantrieregimentes 65 ist auf  das Feld galoppiert und mengt das infernalische Getöse der rund 50 sich in der Luft befindlichen Maschinen das Bellen seiner Maschinengewehre. Plötzlich ertönt ein lang gezogenes dumpfes Sirenegeheul, der Kampf und damit die Vorführung sind zu Ende.


Unter dem gewaltigen Eindruck des soeben Erlebten stehend, singen 250000 Menschen nach einem vom Kommandeur des Fliegerhorstes, Oberstleutnant Dr. Sommer, auf den Führer ausgebrachtes Sieg Heil entblößten Hauptes die Lieder der Nation, das Deutschland und Horst - Wessels Lied.


Dann ist der große Tag vorbei, die größte Massenveranstaltung die der Gau Weser-Ems jemals erlebte, löst sich auf. Nur langsam vermögen sich die endlosen Marschkolonnen der vielen Zehntausende von Fußgänger, Radlern, Motorrad - Auto und Autobusfahrern vorwärts über die schmalen Abmarschstraßen zu schieben. Immer wieder gibt es Stockungen, obwohl NSKK und Polizei das äußerste tun was zur Regelung des Verkehrs möglich ist. Nach allen Richtungen des Gaues, Städten und Dörfern gehen und fahren die Volksgenossen, wie sie gekommen sind, wieder davon. Noch in Oldenburg hat sich die endlose Kette der Autofahrer nicht zu lösen vermögen und zieht in geschlossener Kolonne vor und hinter der Flakabteilung wieder in die Stadt ein. Ein Erlebnis, das unauslöschlich in die Herzen aller der unendlich vielen, die dabei sein durften, eingeprägt ist, vorüber. Die gewaltige Schlacht für das Winterhilfswerk des deutschen Volkes ist gewonnen, dank des gemeinsamen kameradschaftlichen Einsatzes von Luftwaffe, Bewegung und der Tausende und Abertausende von Volksgenossen. Gefestigt in dem Glauben an die eigene Kraft des neuen Reiches, eines schöneren nationalsozialistischen Deutschland, wird dieser Tag bestehen als das was er wirklich war:


Der Volksflugtag in Delmenhorst 1938